Rede von Prof. Dr. Rainer O. Neugebauer anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Respekt“ am 27. November 2011

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde von Peter Hinz, liebe Monika Hinz,

ich begrüße Sie ganz herzlich im Namen des Fördervereins Kunstausstellung Johann-Peter Hinz e.V. Eigentlich müßte unser Vorsitzender Prof. Wilhelm Rimpau aus Berlin hier stehen, aber es geht ihm gesundheitlich nicht so gut, er muß sich schonen und läßt uns allen liebe Grüße ausrichten. Wir wünschen ihm von hier aus alles Gute.Wir haben Sie heute eingeladen, um Ihnen einen ersten Einblick in oder auch Ausblick auf eine Ausstellung zu geben, die erst zu Peters 71. Geburtstag am 18. März 2012 richtig eröffnet wird. Es ist ein Ausblick auf eine Ausstellung, die wir RESPEKT genannt haben. Respekt vom lateinischen re-spectare bedeutet wörtlich zurückschauen. Wir wollen zurückschauen und die Erinnerung wachhalten an Johann-Peter Hinz. Viele von uns haben Erinnerungen an Peter als großartigen Menschen. Wir wollen erinnern an Johann-Peter Hinz als Künstler, Revolutionär und Rats-Herren.Peter war ein großer Künstler, davon zeugen seine Werke im öffentlichen Raum nicht nur in seiner Wahlheimat Halberstadt. Sie selbst können sich gleich in der Ausstellung überzeugen, daß dies auch für die Kunst von Peter im privaten Raum gilt.Lassen Sie mich wenige Worte zu Peter als Revolutionär und Rats-Herr sagen. Peter war der Motor der friedlichen Revolution von 1989 in Halberstadt und Mitbegründer des NEUEN FORUM. Und Peter war ein Rats-Herr. Sie müssen sich das Wort Rats-Herr mit einem Bindestrich geschrieben vorstellen. Denn er war nicht nur bis 1999 Präsident des Halberstädter Stadtrates, sondern er hat vieles in Halberstadt angestoßen und vorangetrieben und er hat seiner Stadt und vielen von uns Rat gegeben. Ob die Stadt und ob wir immer weise genug waren seinen Rat anzunehmen, lasse ich ‘mal offen.Martin Gabriel hat es in seiner Laudatio anläßlich der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Johann-Peter Hinz treffend mit einem Zitat von Bob Dylan – übrigens vom gleichen Jahrgang 1941 wie Peter – gesagt. Für Peter gilt: „I’ve made shoes for everyone, even you, while I still go barefoot“ – Ich habe Schuhe für alle gemacht, selbst für Dich, während ich weiterhin barfuß gehe.
Bei fast allem, was Halberstadt in den letzten Jahrzehnten positiv in die überregionalen Medien gebracht hat, war Peter mittendrin. Ich nenne nur beispielhaft den Verein zur Bewahrung des jüdischen Erbes und die Moses-Mendelssohn-Akademie, den Gleim-Literaturpreis, die Entschädigung der Zwangsarbeiter, den Glockenguß – zu dem Sie hier auch ein Interview mit Peter sehen werden – und das John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt.Und deshalb freuen wir uns und sind auch ein klein wenig stolz, daß an diesem Ort, in diesem Haus, neben der Burchardi-Kirche – beide schon lange verbunden mit Peters Stelen ‚Brüche der Geschichte‘ – diese Ausstellung stattfindet. Sie wird diesem künstlerisch jetzt schon magischen Ort noch ein wenig mehr Zauber verleihen.Diese Ausstellung ist keine ideale Ausstellung. Dann hätte nämlich eine Kuratorin, ein Kurator, mit ausreichend Geld aus dem Gesamtwerk von Peter nach bestimmten Kriterien die besten Kunstwerke ausgesucht. Diese Ausstellung hat der Zufall zusammengestellt. Und der Zufall ist – und dies ist nicht zufällig – auch eines der wichtigsten Kompositionsprinzipien von John Cage. Der Zufall liegt in den Persönlichkeiten der Leihgeber, die spontan bereit waren, sich einige Zeit von ihren Lieblingsstücken zu trennen. Deshalb finden Sie bei den Kunstwerken auch nicht die übliche Beschriftung mit Titel und Jahreszahlen, sondern nur die Namen der Leihgeber. Christof Hallegger hat mir gestern im Gespräch einen schönen Gedanken geschenkt: Die ausgestellten Kunstwerke, alles Peters Kinder, treffen sich seit Jahren zum erstenmal wieder. Wir würden gern hören können, was sie sich so alles zu erzählen haben.Diese Ausstellung ist nicht fertig. Sie sehen hier und auch in der Ausstellung einen leeren Sockel. Wir erwarten Anfang des nächsten Jahres noch einige größere Kunstwerke von verschiedenen Leihgebern, auch von Museen. Deshalb merken Sie sich den Termin für die eigentliche Ausstellungeröffnung am 18. März 2012 bitte vor. Darüberhinaus haben wir die große Hoffnung, daß irgendwann einmal später eine Ausstellung auch mit Nachlaßwerken von Johann-Peter Hinz erfolgen kann. Dafür brauchen wir noch Unterstützung. Der Förderverein braucht weitere Mitglieder – man kann die Mitgliedschaft auch zu Weihnachten verschenken – und Spenden.Ich möchte zum Schluß denen kurz danken, die sich nicht selbst loben können: den Vorstandsmitgliedern des Fördervereins, die alle Arbeit geleistet haben, denn eine Ausstellung stellt sich nicht selbst auf. Ich nenne zunächst die langjährigen Künstlerfreunde von Peter: Daniel Priese und Hans-Hermann Richter, dann Uschi Hülsdell, Ute Huch, Marion Kagelmann, Wilhelm Rimpau und Ludwig Hoffmann. Alle haben auch im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende Rolle gespielt. Die Kunstwerke mußten von den Leihgebern abgeholt und in den ersten Stock transportiert werden und das war zum Beispiel bei den beiden großen Figuren aus Beton, die Sie im Vorraum sehen, gar nicht so einfach. Der größte Dank geht allerdings an Christof Hallegger, unseren spiritus rector und Vater des Fördervereins.