Rede von Wilhelm Rimpau aus Anlass der Finissage von „Respekt“ am 3.10.2012

In Berlin finden sich häufig unter den Schildern von Straßennamen kleine Hinweistafeln, die dem Neugierigen verraten, wer denn die Person war, nach der diese Straße benannt ist. Ich bin nicht sicher, ob es in Weimar notwendig ist, bei Goethe zu vermerken, dass er ein deutscher Dichter war. So wenig wie es in Halberstadt notwendig sein mag, jemandem zu erklären, wer Buko war. Schließlich kennt jeder hier das Lied oder die Sage.

 

Ich hatte mal einen Kollegen zu prüfen, der sein Facharztexamen in Neurologie vor der Ärztekammer abzulegen hatte. Ich zeigte ihm ein Foto aus einer aktuellen neurologischen Fortbildungszeitschrift, welches ein Porträt zeigt von einem Mann mit einen auffälligen Augensymptom. Dieses ist hinweisend für eine bestimmte Krankheit, an der der Porträtierte vor 150 Jahren gestorben war. Und ich wollte vom Prüfling einiges zu dieser Krankheit wissen. Ich wusste von dem Kandidaten nur, dass er auch in Düsseldorf studiert hatte. Er gehörte aber leider zu der Sorte Ärzte, die nur über Laborwerte und Röntgenbilder Diagnosen stellen können und nicht mehr halbwegs gebildet sind und gelernt haben, mit Menschen zu sprechen und ihnen auch nicht in die Augen sehen. So konnte er nichts mit dem Symptom anfangen. Dabei hatte ich es ihm doch leicht machen wollen und fragte ihn, ob er erkenne, wer denn die Person sei, die er da sehe. Aber auch das brachte ihn in Verlegenheit. Was sind das nur für Ärzte, die Jahre an der Heinrich Heine Universität studieren und nicht wissen, wer Heinrich Heine war?

 

Jetzt zu unserer Aufgabe: stellen Sie sich vor, in 50 Jahren wäre eine Straße, ein Platz oder ein Gebäude in Halberstadt nach Johann-Peter Hinz benannt und es gäbe Halberstädter, die nicht wissen, wer er war. Man könnte es wie in Berlin machen und ein kleines Hinweisschild anfertigen: z.B.  „Schellendorff, preußischer Kriegsminister“, in der nach diesem benannten Straße ich mal wohnte, schrecklich! Sein Sohn war im kaiserlichen Generalstab u.a. am Massaker an den Armeniern beteiligt, noch schrecklicher.

 

Aber was schriebe man hier, bei dem Namen Johann-Peter Hinz? Analog zu Goethe in Weimar oder Heine in Düsseldorf oder Klopstock in Quedlinburg, wo es genügt zu vermerken „Deutscher Dichter“ und dann die Lebensdaten, so hier etwa „Künstler“ oder „Metallgestalter“ oder „Politiker“ (1942-2007)?  Oder schriebe man darauf, dass die Hummel 4,6 Gramm wiegt und eine Flügelfläche von 1,6 Quadratzentimetern hat, um an das erste Informationsblatt des Neuen Forums Halberstadt vom 6.12.1989 zu erinnern? Oder an die Domina, die zur Jahrtausendwende das erste Mal wieder läutete und die Hummel als Glockenschmuck trägt. Dazu Peters Rede, die damit endete „Ich könnte heulen“ und er tats´ –  vor Freude.Peter sagte mal zu dem, was er tat: „Ich wünsche mir, daß Kunstwerke kleine Wunder sind. Vielleicht formulieren Künstler das Echo ihrer Erfahrungen in unserer gemeinsamen –  selben Welt, ungeahnt und hoffentlich neu. Wenn das Ergebnis ein Bildwerk ist, das die Sichtweise und Empfindung des Betrachters erweitert oder gar bereichert, dann ist möglicherweise ein kleines Wunder geschehen.“

 

Aber er tat ja noch viel mehr. Es waren nicht nur „kleine Wunder“ – seine Kunst. In den 1970er und 80er Jahre waren es z.B. das kulturelle Engagement, so mit Lesungen u.a. mit Reiner Kunze. Heute sind wir glücklich in dieser Tradition Peters Freund heute hier begrüßen zu können! Willkommen Jürgen Rennert!

 

Sie haben das große Foto im Eingangsbereich des Herrenhauses vorhin gesehen. Pfarrer Martin Gabriel und Johann-Peter Hinz installierten im April 1982 innerhalb der 1 Meter 50 Außenraum als Territorium des Domes  –  und damit nicht der Gewalt der damaligen Stadtoberen untergeordnet – die erste zentrale Erinnerungsskulptur an die Ausgrenzung, Verfolgung, Vertreibung und Ermordung  der Halberstädter Juden. (Verehrter Herr Gabriel – ich begrüße Sie hier ganz herzlich und freue mich mit vielen hier, dass Sie dabei sein können!)

 

Den Kulturpreis der Stadt wollte Peter zurückgeben aus Protest gegen den geplanten Abriss der Halberstädter Altstadt. „Wenn Häuser schreien könnten“ war die von Peter ausgegebene Losung. Seit den 1980er Jahren waren Einzelaktionen, Protest- und Bergungsaktionen  zum Symbol für die Vernichtung unwiederbringlicher Lebensqualität und Identifikation der Halberstädter geworden und schließlich auch prägendes Motiv der ersten Demonstrationen 1989.

 

Als Mitorganisator engagierte sich Peter im Friedenskreis in der Martinikirche. „Gebet für unser Land“ war Ausgangspunkt für Demonstrationen im Herbst 1989. Dabei spielte Peters persönliches, öffentliches Auftreten eine wichtige Rolle, als es galt Ausschreitungen zu vermeiden und gewaltfreie Aktionen durchzuführen.

 

Als Präsident des Stadtrates prägte Peter nach der ersten freien Wahl die Kultur der parteiübergreifenden Zusammenarbeit und der Entwicklung demokratischer Strukturen. Ich höre jetzt auf, all das erneut aufzuzählen oder zu erzählen, wofür andere berufen waren, Peter das Bundesverdienstkreuz zu verleihen.

 

Ich möchte Bilanz ziehen. Wofür waren wir? Was ist unsere Intention, wenn wir an Johann-Peter Hinz erinnern wollen? – wir, das sind 10 oder 20 Freunde von Peter, schließlich über 40 in unserem Verein, zig Spender von insgesamt ca. 27.500,- Euro und dann etwa 1000 Besucher hier im sogenannten Herrenhaus. Übrigens viele junge Leute und Schulklassen, die persönlich Peter Hinz nicht kennen konnten, aber nun wissen, was 89er meinen, wenn sie an ihn denken und von ihm sprechen.Mit der Gründung unsres Fördervereins „Kunstausstellung Johann-Peter Hinz“ am  4. August 2009 hat jeder von uns persönliche Erinnerung, Freundschaft, Kollegialität, Aktion, Programm eingebracht, die uns mit Peter verbunden hat.

 

Ich bin gleich mit meinem Beitrag zu Ende und jeder hat dann die Gelegenheit, dem anderen zu erzählen, was seine Geschichte mit Peter war. Die meine stand unter dem Signum der Zukunft um die Gedenkstätte in Langenstein- Zwieberge. Ein markantes Erlebnis war die Reaktion vermeintlich Verantwortlicher, als sie uns ein Verfahren anhingen, weil wir  Landeseigentum beschädigten, indem wir den von Peter geschaffenen Davidstern in Erinnerung an die etwa 360 jüdischen Häftlinge am Mahnmal installierten.

 

Eine Geste ist mir in Erinnerung: Peter zeigte mir auf einem Stadtspaziergang u.a. Kunstwerke aus seiner Hand, die hier in der Stadt verteilt zu sehen sind. Pfeiferauchend im Gespräch vertieft wurden wir von einer älteren Dame im Düsterngraben, auch Peter unbekannt, angesprochen „Darf ich stören? Sind Sie nicht  d e r  Peter Hinz, dem wir so viel zu verdanken haben? Ich freue mich Sie zu sehen.“

 

Zurück zum Anfang. Wenn irgendwann wirklich eine Straße in Halberstadt nach Johann-Peter Hinz benannt werden sollte, dann läßt sich eben keine einsilbige Berufsbezeichnung wie „Künstler“ oder ähnliches anführen. Peters Markenzeichen sind eben nicht die kurzen Formeln. Sie haben es im Verlauf meiner bisherigen Schilderung schon bemerkt: sprach ich zunächst allein von seiner Person, war es bald nicht mehr möglich, denn Peter war ein „primus inter pares“, ein „Erster unter Gleichen“, immer ein Mitglied einer Gruppe, einer Familie, eines Freundeskreises, der dieselben Rechte innehat wie alle anderen auch aber trotzdem eine erhöhte Ehrenstellung genießt. In Peters Sinne muß fortan immer von „wir wollen“, „wir müssen“, „wir dürfen“, „wir sollen“ und „wir können“ oder aber auch „wir wollen nicht“, „wir müssen nicht“, „wir dürfen nicht“, „wir sollen nicht“,  „wir können nicht“ gesprochen werden.

 

Mir ist es heute eine besondere Ehre, diese sogenannten „pathischen Kategorien“, wie die Anthropologische Medizin diese Modalverben nennt, in diesen Zusammenhang zu stellen. Dürfen, Müssen, Wollen, Sollen, Können, sind die existentiellen Facetten menschlichen Daseins, wie sie jede Episode einer  Lebensgeschichte prägen. Es ist eben ein Unterschied, ob ich etwas will oder doch nur muß, ob ich etwas tun kann oder auch darf. Auf  Peters Leben bezogen fällt mir auf, dass nicht ein I C H, etwa ich, Peter Hinz, sondern ein W I R  notwendig wird, Peters Werk und Wirken zu würdigen. Nicht einer steht im Mittelpunkt, sondern einer steckt an, motiviert, ermutigt, ist Vorbild und Orientierung, aber W I R haben etwas gemeinsam geschafft.

 

Eins und Eins ist eben doch Drei!Das war der eigentliche Kern unseres Gründungsimpulses. Halberstadt ohne die Figur Johann-Peter Hinz in den Vorwende-, Wende- und Nachwendejahren wäre nicht in der Form und dem Ergebnis nach das Halberstadt, das wir heute erleben dürfen. Ohne diesen Freund hätte ein jeder von uns nicht zielführend und erfolgreich sein jeweiliges Projekt durchsetzen können. Jeder von uns hätte ohne diesen Freund einen Mangel, einen Verlust erleben müssen und Halberstadt wäre ärmer und eben nicht das, was es mit der Wende und nach der Wende wurde.

 

Diese Erinnerung wach zu halten, ist Aufgabe und Verpflichtung. Nun auch noch Kunst präsentieren zu dürfen, um gewissermaßen Peters Markenzeichen zu visualisieren – wohl gemerkt seine „Kunst als kleines Wunder“ oder „Echo unserer Erfahrung in dieser gemeinsamen – selben Welt“, war unser Privileg.  Wohlgemerkt  w a r ,  und eben nicht ist. Wir haben unser Mögliches getan. Seit einer Stunde, dem Auflösungsbeschluss unsers „Fördervereins Kunstausstellung Johann-Peter Hinz e.V.“ ist Bilanz zu ziehen. Die Formalien haben wir vorhin diskutiert und beraten, schließlich beschlossen.

 

Eine großartige Ausstellung, an Peters Geburtstag, dem 18. März 2012 eröffnet, geht nun am Tag der Deutschen Einheit zu Ende. Wir haben 30 Leihgebern von Kunstwerken zu danken, die hier über ein halbes Jahr ihr Objekt zur Verfügung stellten. Wir haben dem John Cage Projekt, einem Lieblingskind auch von Peter, zu danken für die Gastfreundschaft. Wir haben für Geldspenden zu danken und wollen sie verantworten. Diese wunderbar restaurierten Räume laden ein. Laden ein für eine nachfolgende Initiative.

 

Wenn ich morgen zurück nach Berlin fahre, wird ein Eisenguss mich begleiten, der über Jahre mir über die Schulter schaute, wenn ich in meinem Arbeitszimmer am Schreibtisch saß und Post aus und für Halberstadt bearbeitete. Im letzten halben Jahr hat stellvertretend dieses Foto, in der Größe 1 zu 1  der Plastik mich begleitet. Ich übergebe dieses Foto dem noch immer so genannten Herrenhaus im Burchardikloster und seinem Hausherren Herrn Bauer.

 

Ich frage Sie, alle, die Sie mich hier hören und alle, die wissen, was sich mit Peter Hinz für diese Stadt verbindet: warum muss ein Haus immer noch „Herrenhaus“ heißen, was vor bald 200 Jahren die verdienstvolle Familie Heine hier an der Stelle des ehemaligen Kapitelsaales des Klosters errichtete? Lesen wir in der aktuellen Ausgabe des Dehio nach, dem Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler „Sachsen Anhalt I“: „Seit 1990 Instandsetzung der Kirche, Aufführungsstätte eines Orgelprojekts von John Cage“. In der nächsten Auflage des Dehio könnte stehen: „Das ehemalige Herrenhaus des Gutes, benannt nach dem, der das Orgelprojekt John Cage nach Halberstadt holte, `Johann-Peter Hinz Haus´  ….“. Übrigens ist das Kloster St. Burchardi so alt wie der legendäre Bischof Burchard II., nach dem das vorhin erwähnte Kinderlied und die Sage vom „Buko von Halberstadt“ genannt wird.

 

Im 11. Jahrhundert hat Bischof Burchard II gelebt und 100 Jahre später wurde von Zisterzienserinnen die Kirche erbaut, die heute für 639 Jahre dem Orgelwerk von John Cage  AS  SLOW  AS  POSSIBLE  Raum gibt.  Erhalten und genutzt ist die Kirche bis zum Jahr 2640, weil ein Johann-Peter Hinz dafür sorgte und das Cage Projekt nach Halberstadt holte. Warum werden Straßen, Plätze und Gebäude oft nur nach legendären Bischöfen genannt? Warum heißt dies Herrenhaus nicht ab heute `Johann-Peter Hinz Haus´? Seine für die Weltausstellung in Hannover geschaffenen „BRÜCHE   DER   GESCHICHTE“ vor unserem Haus hat ja schon die Aufmerksamkeit der Welt auf diese Stadt, auf diesen Johann-Peter Hinz verwiesen.

 

Bitte noch eine Bemerkung: Viele erinnern unser ursprüngliches Vereinsziel: eine Dauerausstellung von Werken Peters. Mit mir sind viele traurig, dass dieses Ziel jetzt nicht erreicht werden konnte. Viele Mühen der vergangenen drei Jahre habe zu der wunderbaren Restaurierung dieser Ausstellungsräume geführt und zu eben dieser temporären Ausstellung von Werken, die Peters Freunde als Leihgeber zur Verfügung gestellt haben. Ich spreche sicher im Namen aller hier heute Versammelten, wenn wir den Kunstwerken von Johann-Peter Hinz letztendlich doch eine dauernde Bleibe in Halberstadt wünschen. Wenn wir die Finissage der jetzigen Ausstellung auf den Tag der Deutschen Einheit gelegt haben, so korrespondiert dies zum Eröffnungstag, nämlich dem 18. März 2012, Peters Geburtstag. Hätte es keinen Johann-Peter Hinz gegeben, der Tag der Deutschen Einheit und seine Vorgeschichte wären in Halberstadt anders verlaufen. Ich weiss, viele seiner Vorstellungen damals konnten nicht umgesetzt werden – z.B. die Abstimmung über eine gemeinsame Bundesdeutsche Verfassung.

 

Aber was rede ich da: Sie waren es, Sie, die in diesem Buch vom Flug der Hummel  Ihre Erinnerungen an den Herbst 89 niedergeschrieben haben –  auch eine Hommage für Johann-Peter Hinz. In unserer Stadt finden sich an markanten wie an heimlichen Orten Kunstwerke von Peter im öffentlichen Raum. Mit unserer Vereinsauflösung war zu beschließen, was mit dem Rest unserer Barschaft zu geschehen hat. Wir legen einen Flyer auf, der den Weg durch diese Stadt lenken wird, ein Weg – der Hinz-Weg – der alle diese Kunstwerke markiert und den Halberstädter wie den Touristen anleiten wird. Anleiten zu meiner Botschaft, die Sie bitte heute mit nach Hause nehmen wollen: In Halberstadt gibt es auch in 50 Jahren, nein, im Jahre 2640 niemanden, der nicht weiss, wer Johann-Peter Hinz war.Peters Vater, Pastor Paulus Hinz druckte eine Geburtsanzeige zum 18. März 1941 mit einem Gedicht, dessen letzte Strophe lautet: Ein Bub ist´s, und Johann Petersoll nach dem Ahn sein Name sein.Gott gebe, daß der Junge späterdes Namens Sinn auch löse ein!

 

Wir wollen und können hier nicht spekulieren, welche Qualitäten gemeint waren, die der Ahn seinem Nachfahren vererbte, aber dass er hervorgehobene Qualitäten vererbt hat, die Peter im Gottvertrauen umsetzen konnte, davon sind alle heute hier Versammelten Zeugen. Wir danken Johann-Peter Hinz!
Einige konnten heute nicht hier sein. Ich habe nach dem Rundschreiben, in dem die Vereinsauflösung begründet wurde, Post erhalten. Große Betroffenheit, Solidarität mit unserem Anliegen, Würdigung von Peter, langjährigste Freundschaftsbekundung, Sympathie mit unserer Arbeit, Anerkennung dieser Ausstellung und Dank wurden zum Ausdruck gebracht, auch aus dem großen Kreis der Hinz-Familie.


Ich danke heute Fred Kuffner. Neben vielen, denen ein Vereinsvorsitzender danken sollte, ist er auszuwählen. Und ich darf das tun, weil von allen Mitstreitern unserer Initiative ich direkt oder implizit mich aufgefordert fühle, auf große Worte des Dankes zu verzichten. Aber Fred Kuffner, mir seit 22 Jahren vertraut, ist zu bedenken. Nicht allein für seine Fürsorge um unsere Ausstellung und die von ihm betreuten Besucher. Er schrieb mir vor ein paar Tagen: „Am 3. Oktober findet die Finissage von Peters Ausstellung statt, auf der Sie eine Laudatio halten möchten. Um Ihnen bei der Wortwahl behilflich zu sein, habe ich alle Einträge in´s Gästebuch kopiert.“


Lieber Herr Kuffner. Ich habe Ihrer Anregung folgend in einem Zuge das Konzept meiner heutigen Rede gefertigt und habe es nun ganz leicht. Die erste Eintragung im Gästebuch stammt von der Eröffnung am 18. 3. 2012 und unser verehrter ehemaliger Ministerpräsident und Freund Peters Reinhard Höppner schrieb als erster: „Respekt: Welch angemessener Titel für ihn. Danke!“
Es finden sich viele weitere Einträge. Allen gemeinsam ist der „Respekt“ vor diesem Menschen und seinem Werk. Insofern ist Reinhard Höppners Eintrag so knapp und präzise wie stellvertretend für alle folgenden. Wir haben bei der Namensgebung dieser Ausstellung das richtige Gefühl gehabt. Mit dieser Solidarität drückt sich eine Stimmung bei vielen Menschen aus: Johann-Peter Hinz bleibt in lebendiger Erinnerung. In Berlin würde ein Hinweisschild zur „Johann-Peter-Hinz-Straße“ lauten: „Respekt: ein Mensch“.


Anlässlich einer Finissage nichts über die hier  präsentierte Kunst zu sagen, ist schon ein starkes Stück, oder? Aber ich bin Laie und allenfalls ein Kunstfreund zu nennen. Ich könnte jetzt länger über Kunsttherapie sprechen, die mich mein Berufsleben begleitet hat. Aber ich habe schon zu viel geredet. So nur ein letzter Gedanke heute: wenn wir darunter leiden müssen, dass unsere Politiker in ihrem Leben oft nichts als Politik und damit verbundene Karriere gemacht haben, so ist eben das Ergebnis allseits zu besichtigen.

 

Nicht so in Halberstadt, wo es in der Wendezeit eben eines Künstlers bedurfte, der das fertigbrachte, was eben Peter schaffte. Also doch auch Kunsttherapie. So wurde der Metallgestalter und Künstler zum Politiker, weil er zuhören, verstehen, vermitteln, lenken, anstecken und verantworten konnte und damit Politiker wurde, von denen wir viel zu wenige haben – schon deswegen, weil Peter nicht mehr da ist. In seinem Sinne ist „Kunst Wahrnehmung der Wirklichkeit“  –  wie es der Kunsthistoriker Ernst Gombrich ausdrückte  – oder gar „direkte Demokratie“  –  wie Josef Beuys sie verstand. Der spätere Dadaist Theo van Doesburg meinte „Mit Kunst kann man sich nicht die Zähne putzen.“ Jetzt wird’s philosophisch und ich höre auf.


Ich danke Ihnen für Ihre berührende Aufmerksamkeit, die Sie mir heute zu Teil werden ließen, wie für all die Solidarität in den letzten drei Jahren!
Danke!                                

                                                                                                    <<< zurück