„Expressiv und in sich gekehrt“

Stimmengewirr erfüllt die hellen, hohen Räume im Herrenhaus des Burchardiklosters. Dolmetscher übersetzen die Worte von Rainer O. Neugebauer, die er an die mehr als 60 Männer und Frauen richtet. Sie kommen aus Polen, Frankreich, Belgien, Holland, Lettland und Italien  und gehören der 2. und 3. Generation der Gäste an, die im Rahmen der „Tage der Begegnung“ seit Donnerstag zu Besuch in Halberstadt sind. 

Kinder, Enkel, Neffen und Nichten von Opfern und Überlebenden gedenken der Befreiung des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge vor 67 Jahren.  Neben Gesprächen, Seminaren und Lesungen stand auch der Besuch der Kunstausstellung „Respekt“ auf ihrem Programm, bei dem sie auch Monika Hinz, die Witwe des Künstlers,trafen. Rainer O. Neugebauer erzählte über den Metallgestalter Johann-Peter Hinz, über sein künstlerisches und politisches Wirken vor und nach der Wende in Halberstadt und sein vielseitiges Engagement – wie auch im Vorstand des Fördervereins Langenstein-Zwieberge, dessen Mitbegründer er war. Einige der internationalen Gäste kannten Johann-Peter Hinz, der 2007 verstorben ist, persönlich.„Es war ein Schock und großer Verlust, als wir von der schweren Erkrankung und seinem späteren Tod erfuhren“, sagt Mateusz Wojnowski, Dolmetscher aus Polen. Fasziniert betrachtet er die Kunstwerke. Er habe Johann-Peter Hinz im Jahr 2001 im Rahmen der „Tage der Begegnung“ kennen und schätzen gelernt. Schon sein damaliger Besuch in der Werkstatt des Metallgestalters habe ihn überaus beeindruckt. „Die Metallskulpturen“, so der Sprachwissenschaftler, „wirken auf mich expressiv, vertieft und weltanschaulich, aber auch in sich gekehrt.“ Mateusz Wojnowski vermutet, dass Johann-Peter Hinz über diese künstlerische Ausdrucksweise, seinen eigenen Weg der prägenden Jahre seines Lebens in der DDR gefunden habe.Der Linguist aus der Nähe von Warschau ist auf Grund seines Elternhauses und vieler Kontakte zu Kunstschaffenden sensibilisiert für die Kunst. Die Ausstellung „Respekt“ hat nicht nur ihn, sondern auch die anderen Besucher sehr berührt. Eine anschließende Führung durch das John-Cage-Orgel-Kunstprojekt ließ den Tag für die Gäste Halberstadts ausklingen.