Respektvoller Ausklang

Die Leihgeber konnten ihre Kunstwerke nach der Finissage mit nach Hause nehmen.
Die Leihgeber konnten ihre Kunstwerke nach der Finissage mit nach Hause nehmen.

In dieser Verbindung werden die in der Ausstellung „Respekt“ vereinten Kunstwerke von Johann-Peter Hinz nie wieder zu sehen sein. Freunde des Metallgestalters waren die Leihgeber. Sie trennten sich für mehr als sechs Monate von ihren geliebten Skulpturen und stellten sie gern für die Präsentation im Herrenhaus des Burchardiklosters zur Verfügung – initiiert durch den „Förderverein Kunstausstellung Johann-Peter Hinz e.V.“. Gestern, am 3. Oktober 2012, schloss die Ausstellung ihre Pforten.

„Das Gespräch“, „Gehänktes Tier“, „Der Schrei“ – so einige Titel der ausgestellten Metallplastiken aus dem künstlerischen Schaffen eines kritischen, unangepassten und leidenschaftlichen Menschen. Und über allem wacht „Der Gaukler“ – eine kleine Plastik, die von der Decke herabschaukelt, verschmitztes Gesicht, wendig in seiner Bewegung, lustig anzusehen: Er lockt einem jedem Betrachter ein Lächeln von den Lippen. Und auch das war eine Seite des Künstlers, die seine Freunde liebten und schätzten.

Ganz in diesem Sinne nannte Georg Bandarau eine seiner Kompositionen „Kinderspiel“, ein Lied, das er Johann-Peter Hinz zum 60. Geburtstag gewidmet hatte, das war am 18. März 2001. Am 3. Oktober 2012 spielte der Klarinettist dieses Lied als Auftakt zur Finissage „Respekt“.  

Nahezu 100 Gäste - Freunde, Leihgeber, Sponsoren, Wegbegleiter - waren gekommen, um sich gemeinsam von einer großartigen Ausstellung zu verabschieden. Sie waren gekommen, um miteinander über die Kunst und die Freundschaft zu Johann-Peter Hinz zu reden, der letztlich auch diese Menschen zusammengeführt hatte. Johann-Peter Hinz starb im Jahr 2007, viel zu früh - seine Freunde vermissen ihn, obwohl er für alle präsent ist.

„Peter war ein `primus inter pares`, ein `Erster unter Gleichen`, immer ein Mitglied einer Gruppe, einer Familie, eines Freundeskreises, der dieselben Rechte innehat wie alle anderen auch aber trotzdem eine erhöhte Ehrenstellung genießt“, so brachte es Wilhelm Rimpau, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins, in seiner emotionalen Rede auf den Punkt. Und weiter: „Auf  Peters Leben bezogen fällt mir auf, dass nicht ein I C H, etwa ich, Peter Hinz, sondern ein W I R  notwendig wird, Peters Werk und Wirken zu würdigen. Nicht einer steht im Mittelpunkt, sondern einer steckt an, motiviert, ermutigt, ist Vorbild und Orientierung, aber W I R haben etwas gemeinsam geschafft. Eins und Eins ist eben doch Drei! Das war der eigentliche Kern unseres Gründungsimpulses.“

Wilhelm Rimpau freute sich, mit Jürgen Rennert einen besonderen Gastredner ankündigen zu können. Der Schriftsteller war Freund und Wegbegleiter von Hinz. Rennert entwarf den Text für das Schriftband der letzten Großplastik, die Johann-Peter Hinz schuf: Das Mahnmal Magda in Magdeburg Rothensee zum Gedenken an die dort vernichteten europäischen Juden. Der Lyriker und Schriftsteller erinnerte an den Bildhauer und Metallgestalter Johann-Peter Hinz, „der sich mit seinen Kreationen auf unvergängliche Weise ins Gedächtnis des Landes und insonderheit Halberstadts eingeschrieben hat. Das bleibt für immer vernehmbar im Geläut des Halberstädter Doms, dem Klang der Domina, deren 1999 öffentlich besorgter Zweitguss von ihm mit einem bemerkenswerten Glockenschmuck - der Arche Noah - versehen wurde.“

Einen wunderbaren Abschluss bescherte der Ostberliner Lyriker den Gästen mit einem erfrischend humorvoll vorgetragenen Auszug aus seinem Buch „Noachs Kasten“, und er verlas unter anderem: „Als die Flut sich ganz verzogen, erfand Gott den Regenbogen, um der Menschheit anzudeuten: allen Farben, allen Leuten gilt, dass stets das Sonnenlicht durch den Flor der Trauer bricht.“ Dies inspirierte den Musiker Georg Bandarau zu dem spontanen Schlussakkord „Over the Rainbow“. Die Gäste dankten es mit großem Applaus und freuten sich auf Gespräche und Begegnungen mit Freunden bei Rotwein und Schmalzstullen - ganz im Sinne von Johann-Peter Hinz.

Trotz aller Harmonie musste Wilhelm Rimpau den versammelten Gästen mitteilen, dass der „Förderverein Kunstausstellung Johann-Peter Hinz e.V.“ in einer vorangegangenen Sitzung seine Auflösung beschlossen hatte. Es war dem Förderverein nicht gelungen, die Erbengemeinschaft davon zu überzeugen, den künstlerischen Nachlass von Johann-Peter Hinz für eine Dauerausstellung zur Verfügung zu stellen.

Wilhem Rimpau hatte jedoch nicht nur die Auflösung des Vereins zu vermelden, sondern auch die Hoffnung ausgedrückt, dass ein Freundeskreis organisiert beieinander bleibt, um einen „Johann-Peter-Hinz-Pfad“ durch Halberstadt zu organisieren. In Halberstadt finden sich an markanten wie an heimlichen Orten Kunstwerke von Johann-Peter im öffentlichen Raum. Mit der Vereinsauflösung war zu beschließen, was mit dem Rest der Barschaft zu geschehen hat. So soll ein Flyer aufgelegt werden, der den Weg durch die Stadt lenken wird, ein Weg – der Hinz-Weg – der alle diese Kunstwerke markiert und den Halberstädter wie den Touristen anleiten wird. „Dieser Pfad“, so der Wunsch von Wilhelm Rimpau, „sollte hier am Herrenhaus enden, das  dann hoffentlich ´Johann-Peter-Hinz-Haus` heißen möge.“